Diversität im Arbeitsalltag – Interview-Serie Teil 1

In unserer sechsteiligen Interview-Serie haben wir kurze Gespräche mit unseren Kolleg:innen zum Thema „Diversität im Arbeitsalltag“ geführt.

Heute sprechen wir mit Christopher Jäschke. Er ist Mitarbeiter für Recht, Datenschutz und Compliance, sowie Prokurist in unserer Dienstleistungsgesellschaft der Volkssolidarität Berlin mbH.

Christopher identifiziert sich als schwuler Mann.

Als Mitarbeiter hast du im Rahmen des diesjährigen Pride Month die Gründung einer betrieblichen Diversitygruppe mitinitiiert? Wieso braucht die Volkssolidarität so etwas?

Den Pride Month hat die Volksolidarität Berlin nicht erfunden. Er findet weltweit statt, anknüpfend an den Jahrestag der Stonewell-Proteste in New York im Jahr 1969. Als Berliner Volkssolidarität haben wir aber entschieden, dieses Jahr erstmal aktiv daran teilzunehmen. Viele unserer befreundeten Sozialverbände mit ähnlicher Mitglieder- und Mitarbeitendenstruktur machen das schon seit Jahren, ganz ohne Aufregung.

Der Grund ist dabei relativ einfach: Wir tun das, weil es in der Volkssolidarität Berlin bereits heute mit Sicherheit dutzende, vielleicht sogar hunderte Menschen gibt, die selbst in vielfältigen Familienmodellen leben. Das zeigt die Statistik, aber auch die persönliche Begegnung. Und deshalb wollen wir nach Innen und nach Außen sagen: Queere Menschen sind bei uns willkommen – als Mitglieder, als Klient:innen und auch als Mitarbeitende. Wir wollen auf niemanden verzichten.

Wie würdest du die Arbeitskultur hinsichtlich Pride Themen bei der Volkssolidarität Berlin beschreiben?

Als Mitarbeiter der Volkssolidarität Berlin habe ich eine große Offenheit festgestellt. Von den Kolleg:innen in den Einrichtungen, in der Verwaltung, bis hin zur Unternehmensführung herrscht ein großer Konsens dahingehend, dass wir ein Verband für alle Menschen in dieser Stadt sein wollen.

Es gibt auch viele Kolleg:innen, die selbst offen queer leben, und das macht es insgesamt einfacher, auch selbst offen zu sein. Ich glaube, die Volkssolidarität Berlin ist hier auf einem guten Weg.

Was wünschst du dir von der Politik hinsichtlich queeren Themen? Was wünschst du dir von der Gesellschaft? Was von Allies? Was von der Volkssolidarität?

In Berlin haben wir das Glück, in einer weltoffenen Stadt zu leben. Das führte dazu, dass der Berliner Senat und das Abgeordnetenhaus die Vielfaltsfragen schon seit mindestens 20 Jahren, vermutlich länger, in einer großen Offenheit und sehr progressiv bearbeiten.

Berlin hat sich dadurch zu einer Art „queeren Hauptstadt“ Europas entwickelt. Menschen aus allen Ecken Deutschlands und aus allen Ecken Europas kommen nach Berlin, weil sie glauben, dass sie hier in Freiheit leben können und dass die Stadt sich daran nicht stören wird.

Berlin ist die Stadt der Freiheit, auch in Vielfaltsfragen. Und drauf können wir ziemlich stolz sein. Von der Politik erwarte ich, diesen Status auch in Zukunft zu erhalten.

Was würdest du einem Menschen entgegnen, der findet, „das mit diesen Schwulen-Themen“ ist alles Humbug?

Ich glaube, der Schlüssel hier ist gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Als Verband, der die „Solidarität“ schon im Namen hat, gibt es für mich überhaupt keinen Zweifel daran, dass das auch Solidarität mit queeren Menschen einschließt.

Die Arbeiter- und Wohlfahrtsbewegung hat schon immer auch die Emanzipation weg von konservativ-bürgerlichen Zwängen, wie etwa vom von den Kirchen geprägten Ehebegriff, zum Ziel gehabt. Und nicht erst im Jahr 2022. Aber spätestens heute bedeutet das auch: Wir wollen, dass jede und jeder sein Lebens- und Familienmodell frei wählen kann und daraus keine Nachteile erfährt.

Sind queere Themen angesichts Corona, dem Krieg gegen die Ukraine, Klimakrise überhaupt wichtig genug, um sie zu bearbeiten oder zu besprechen?

Es stimmt, wir leben aktuell in einer Zeit, in der sehr viel zusammenkommt, sodass man sich schon fragt, wo man eigentlich anfangen soll. Ein Gutes daran, unseren Verein und Unternehmensverbund für Vielfaltsfragen zu sensibilisieren, ist aber: Es kostet uns gar nichts. Im Gegenteil, uns weiter für Menschen jeden Hintergrunds zu öffnen, bringt uns etwas, nämlich neue Mitstreiter:innen, die da sind um anzupacken und mit uns gemeinsam an der Lösung der großen Probleme zu arbeiten.

In Anbetracht der vielen Krisen und Aufgaben, die auf uns zukommen, wäre es also fahrlässig, auf diese Mitstreiter:innen und deren Ideen und Tatkraft zu verzichten. Ich finde deshalb ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt.

Wir stehen für ein soziales Berlin

Miteinander - Füreinander stärken wir kranken, einsamen und schutzbedürftigen Menschen den Rücken