Diversität im Arbeitsalltag – Interview-Serie Teil 3

In unserer sechsteiligen Interview-Serie haben wir kurze Gespräche mit unseren Kolleg:innen zum Thema „Diversität im Arbeitsalltag“ geführt.

Heute sprechen wir mit Ines Klughardt. Sie ist Referentin des Vorstandes in der Volkssolidarität Landesverband Berlin e.V.. Ines identifiziert sich als bisexuelle Frau.

 

Warum sind queere Themen für Dich eine Herzensangelegenheit?

Ich bin selber bisexuell und hatte bislang das Glück, dass ich deswegen noch nie Diskriminierungserfahrungen erlebt habe. Aber natürlich bin ich mir bewusst, dass immer noch viele queere Personen nicht selbstverständlich ihr Leben so gestalten können, wie sie es wollen, nicht mal in einer so bunten Stadt wie Berlin.

Ich gehe davon aus, dass heterosexuelle, cis-Menschen sich gar nicht richtig bewusst sind, was es bedeuten würde, wenn sie beispielsweise nicht unkommentiert ihre Frau auf der Straße küssen könnten. Dieser Mangel an Empathie tut mir weh und ich kann daher nicht verstehen, wie etwas so grundlegend Persönliches wie Liebe, Partnerschaft, Lebensgestaltung von außen bestimmt und bewertet werden kann – sei es von staatlicher / rechtlicher Seite oder z.B. auf der Straße durch fremde Personen oder den Arbeitskollegen in der Teeküche. Solchen Diskriminierungen will ich mich entgegenstellen. Und sei es nur durch ein kleines Zeichen wie meinen Post in unserer Pride Month-Kampagne.

Ines KlughardtWas macht da die Volkssolidarität Berlin als Arbeitgeber in deinen Augen richtig?

Ich habe noch nie eine so vielfältige Arbeitsumwelt erlebt wie hier bei der Volkssolidarität Berlin. Das bezieht sich auf den hohen Anteil von queeren Kolleg:innen, aber auch auf große Altersunterschiede, unterschiedliche Lebenswege und andere Merkmale. Meiner Erfahrung nach ist queer zu sein sichtbar gelebte Realität und – noch wichtiger! – Normalität hier im Landesverband. Wenn ich z.B. mitbekomme, wie sensibel ein non-binäres Teammitglied auf dem Weg begleitet wird und durch Namensschildänderungen an der Bürotür etc. empowert und unterstützt wird, dann weiß ich, dass ich beim richtigen Arbeitgeber bin.

Eines ist für mich unbestreitbar: Vielfalt zahlt sich immer aus! Ob nun bei gemeinsamen Arbeitsprojekten und beim Gespräch in der Mittagspause: Sobald die Ideen, Geschichten und Erfahrungen von unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen, man also über seinen eigenen Horizont hinwegsehen kann, befruchtet man sich gegenseitig.

Wo siehst du noch Luft nach oben?

Natürlich ist nicht alles nur Friede, Freude, Eierkuchen in so einem großen Verbund wie der Volkssolidarität Berlin. Vielfalt ist auch mal herausfordernd. Gerade bei Themen wie sexueller und geschlechtlicher Vielfalt kann ich mir vorstellen, dass unser Mitgliederverband mit 76+ das Tempo manchmal als zu schnell empfindet. Daher muss immer wieder eine Brücke geschlagen werden, so dass alle, die Offenheit für ein solches Thema haben, auch mitgenommen werden. Daher wünsche ich mir von der Volkssolidarität Berlin, dass sie den nun eingeschlagenen Weg mit genau so viel Verve und Mut fortsetzt und endlich sichtbar macht, was schon längst Normalität ist bei uns: Wir sind ein diverser Arbeitgeber – Punkt.

Wenn schon alles so divers und tolerant ist bei der Volkssolidarität Berlin, wieso braucht es dann überhaupt noch so etwas wie den Pride Month?

Wenn ich es mir wünschen könnte, wäre das unsere erste, aber auch letzte Pride Month-Kampagne gewesen – und nächstes Jahr wäre divers zu sein genauso „normal“ und tolerabel wie alle normativen Lebensformen auch. Aber wir sind gesellschaftlich noch nicht so weit! Und weil Sichtbarkeit dabei so wichtig ist, brauchen wir jeden Post zu diesem Thema auf Social Media, brauchen wir jedes Mitglied, das sich solidarisch zeigt und sich mit dem Thema weiter befasst, brauchen wir weiterhin eine so offene und empathische Arbeitskultur, wie sie durch die Kolleg:innen, aber auch den Vorstand und die Führungskräfte gelebt wird. Denn eines ist klar: Sich nur für den Pride Month den Regenbogen-Button ankleben ist nicht unser Ding – wir müssen und werden weiterhin daran arbeiten, dass bei der Volkssolidarität Berlin alle Kolleg:innen und Klient:innen loud and proud sein können, wer sie sind.

Wir stehen für ein soziales Berlin

Miteinander - Füreinander stärken wir kranken, einsamen und schutzbedürftigen Menschen den Rücken