Pilotprojekt Dachaufstockung – eine unendliche Geschichte

Mitglieder der Volkssolidarität in Hohenschönhausen setzen sich für Belange der Mieter ein

Vor vier Jahren wurden in den Gebäuden der Seefelder Straße 34 - 46 in Hohenschönhausen mehrere Tiefenbohrungen in das Erdreich gesetzt, um die Bausubstanz zu untersuchen. Auf Fragen der Anwohner:innen gab es keine Antworten. Erst auf gezielte Nachfragen im August 2019 wurde von Vertretern der HOWOGE eine Mieterinformation vorgeschlagen. Die HOWOGE hatte im Januar 2020 im BVV-Ausschuss „Ökologische Stadtentwicklung und Mieterschutz“ beim Bezirksamt Lichtenberg für das Pilotprojekt Dachaufstockung Seefelder Straße 34-46 eine Bauvoranfrage eingereicht – Aufstockung um zwei Geschosse in Leichtbauweise mit 28 Wohnungen.

Das veranlasste die gegründete „Mieterinitiative Seefelder Straße“ zum Handeln mit einer direkten Anfrage im BVV-Ausschuss, da eine Mieterinformation nicht erfolgt war und eine Bürgerbeteiligung bei Bauvorhaben ebenfalls nicht gewährleistet wurde. Viele Mieter:innen sind Mitglieder des Bezirksverbandes Lichtenberg der Volkssolidarität.

Trotz der Zurückweisung der Bauvoranfrage durch den BVV-Ausschuss, die mit dem Auftrag der Bürgerbeteiligung und der Mieterinformation begründet war, erfolgte lange Zeit nichts. Mit Schreiben der HOWOGE von Ende August 2020 wurden die Mieter dann vor vollendete Tatsachen gestellt, dass das Pilotprojekt Dachaufstockung Seefelder Straße ab Dezember 2020 in einer Bauzeit von einem Jahr und Gesamtkosten von 7,6 Mio. € realisiert wird. Der Kiezbeirat und die Mieterinitiative wurden daraufhin erneut aktiv und informierten die Kommunalpolitik und die demokratischen Parteien.

Im November 2020 konnte auf nachdrückliche Forderungen hin erreicht werden, dass Bauvorbereitungen auf den Januar 2021 verlegt wurden. Auf Drängen des Kiezbeirats und der Mieterinitiative wurde ab Januar 2021 mit der HOWOGE dann auch eine sachliche und stabile Kommunikation aufgebaut, um zeitnah die dringendsten Probleme der Mieter: innen klären zu können.

Trotz der vielen Hinweise von Kiezbeirat und Mieterinitiative fehlte von Anfang an geordnetes Baustellenmanagement und -sicherheit. So richteten nach fehlerhaften Dacharbeiten Wassereinbrüche durch Regen in etlichen Wohnungen erhebliche Schäden an. Weitere Zeichen sind der mehrfache Kabeldiebstahl für die Turmdrehkräne sowie die Einbrüche in die Baucontainer. Allein im November und Dezember letzten Jahres hatten die Mieter:innen erhebliche Probleme bei der Wärmeversorgung ihrer Wohnungen zu erdulden. Weitere Belastungen und Zumutungen für die Mieter sind nicht nur Lärm und Dreck über den langen Zeitraum – derzeit 25 Monate. Es gibt auch Einschränkungen der Lebensverhältnisse durch Baugerüste für 22 Monate, Abkleben aller Fenster für sieben Monate – also Einschränkungen von Licht und Luft. Nach nunmehr 26 Monaten – weit länger als geplant – sind von den 28 neuen Wohnungen die meisten bezogen. Trotzdem sind einige Probleme noch ungelöst.

Es zeigt sich, dass derartige Bauvorhaben in eng besiedelten Stadtgebieten die Einbeziehung der Mieter:innen, deren beständige und sachliche Information und die begleitende Berücksichtigung der Mieterinteressen erfordern. Hier ist die Einbeziehung der Anwohner:innen durch die Bürgerbeteiligung bei Bauvorhaben ein wirksames Instrument, das in der konsequenten Handhabung und einer deutlichen Transparenz sicher bessere Ergebnisse bringen würde als das beim Pilotprojekt Dachaufstockung Seefelder Straße bisher der Fall war.

Wolfgang Mey, Vorsitzender OG 230, Sprecher „Mieterinitiative Seefelder Straße“

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