Frauenstimmen – Drei Ansichten zum Frauentag

Was bedeutet der Frauentag für Sie? Wir haben drei weibliche Führungskräfte der VS Berlin gefragt. Was sie auf diese Frage, zu ihrem Verständnis von Gleichberechtigung und warum sie Führungskraft sind, sagen, lesen Sie in den Interviews. Auf unseren Social Media Kanälen (Facebook, Instagram) finden Sie auch die grafische Umsetzung und weitere Beiträge zu unserer laufenden Frauenwoche.

 

Solveig LangeSolveig Lange
Einrichtungsleiterin Seniorenheim Haus Am Auwald

Was bedeutet der Frauentag für Sie?

Heute vor allem Feiertag, frei und gemeinsame Zeit für die Familie. Als Kind habe ich es als besondere Würdigung der Muttis und Omas empfunden, mit Geschenken, Blumen usw.

Bezogen auf meine jetzige Arbeit, bedeutet dieser Tag vor allen mit den Bewohnenden feierlich diesen Tag zu begehen. Mit den Bewohnenden gemeinsam, anhand von Biographiearbeit, das Thema zu besprechen, ihnen zuzuhören und aus den Erinnerungen, Erfahrungen zu lernen.

Was ist für Sie Gleichberechtigung im Job?

Für mich ist Gleichberechtigung, v.a. nicht darüber nachdenken zu müssen. Besonders bei der Besetzung von vakanten Stellen in meiner Einrichtung, geht es mir um Qualifikation, Eignung usw. Über das Geschlecht sollte und mache ich mir keine Gedanken.

Beschreiben Sie kurz Ihren Werdegang. Was machen Sie heute? Können Sie einen Schlüsselmoment in Ihrer Arbeitsbiografie nennen, der Sie dahin gebracht hat, wo Sie jetzt sind?

Ich habe 1984 meinen Abschluss als examinierte Krankenschwester gemacht und danach als Krankenschwester 20 Jahre im Schichtdienst gearbeitet. Mit der Wende eröffneten sich neue Perspektiven, so dass ich ab 1991 bis 2005 als Krankenschwester, Stationsleitung, Pflegedienstleitung und als Soldatin im Sanitätsdienst tätig war. 2005 verließ ich die Bundeswehr, um bei verschiedenen Trägern tätig sein zu können. Im Laufe der Jahre habe ich verschiedene Ausbildungen (Studium Pflegemanagement, Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen und Qualitätsmanagement) durchlaufen.

2016 bin ich dann befristet einen Vertrag mit der VS Berlin eingegangen. Ziel war die Krankheitsvertretung des damaligen Einrichtungsleiters im Seniorenheim Haus Am Auwald. Und nun bin ich noch immer hier! Mittlerweile bin ich nicht nur in meiner Position als Einrichtungsleitung bei der VS unterwegs, sondern auch als VS-Mitglied sehr engagiert im Vorstand des Bezirks Marzahn/Hellersdorf.

Warum sind Sie Führungskraft geworden?

Ich übernehme gerne Verantwortung, möchte mich an der Steuerung von Prozessen beteiligen und mich einbringen, mitreden. Für mich eine logische Folge, infolge meiner Erziehung, das Erleben in der Familie.

Führen Frauen anders als Männer?

Ich denke schon, aber es ist keine Wertung! Ich persönlich gehe im Vergleich mit meinen männlichen Kollegen, oft ein wenig anders an die Problemlösung. Diese Erkenntnis habe ich bei der Bewältigung meiner Aufgaben bei der Bundeswehr gemacht. Meine Sichtweise ist oft weitflächiger, umsichtiger, als nur nach vorne Streben und ein Ergebnis zu erreichen.

Wie hat sich die Position der Frauen bei der VS Berlin verändert?

Das kann ich schlecht beurteilen. Im Bereich Pflege ist die Besetzung der Führungspersonen und auf allen Ebenen mit weiblichen Kolleginnen schon immer vorranging (oft aus Mangel). Innerhalb meines Erlebens in den letzten Jahren bei der Volkssolidarität findet eine breite Vermischung der Geschlechter statt. Es geht immer mehr um die Besetzung von Positionen mit den entsprechenden Qualifikationen, Kompetenzen und Fähigkeiten. An der richtigen Stelle die richtige Führungskraft! Ich freue mich, dass sich für das Auswahlverfahren auch Zeit genommen wird und nicht eine Besetzung als Führungskraft erzwungen oder vererbt wird.

 

Ivonne KrüsemannIvonne Krüsemann
Bereichsleiterin Beratung und Hilfen im Alltag

Was bedeutet der Frauentag für Sie?

Der Frauentag bedeutet für mich, dass ich als Frau als solches respektiert werde und nicht für eine Rolle, die mir zugeschrieben wird. D.h. es ist egal, ob ich Mutter, Tochter, Schwester, Partnerin, Angestellte, Arbeitgeberin, Seelentrösterin oder einfach gute Freundin bin. Es ist gut sich vor Augen zu halten, was man als Frau für die Gesellschaft alles leistet und dass dies eben nicht als selbstverständlich angesehen werden sollte. Manche Rollen haben kein Prestige in der Gesellschaft, sind aber trotzdem essenziell für die Allgemeinheit. Am Frauentag sollte Frauen innehalten und einfach mal sich selbst feiern.

Was ist für Sie Gleichberechtigung im Job?

Gleichberechtigung im Job bedeutet für mich gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit. Das Argument, der Mann hat besser verhandelt, sollte in der heutigen Zeit obsolet sein. Hier sehe ich den Arbeitgeber in der Pflicht für Gleichbehandlung im Unternehmen zu sorgen.

Das Geschlecht entscheidet nicht über die Qualität der Arbeit, sondern die Qualifikation, Erfahrungen und persönliche Stärken eines Mitarbeitenden.

Beschreiben Sie kurz Ihren Werdegang. Was machen Sie heute? Können Sie einen Schlüsselmoment in Ihrer Arbeitsbiografie nennen, der Sie dahin gebracht hat, wo Sie jetzt sind?

Ich habe einen Master in Public Health & Administration. Bei der VS Berlin bin ich 2015 als Assistentin der Geschäftsführung mit Büroverantwortung eingestiegen. Seit 2021 kennt man mich als Bereichsleiterin für Beratung und Hilfen im Alltag. Hier verantworte ich eine Vielzahl an Beratungsprojekten als auch einige Zweckbetriebe des Landesverbandes.

Einen Schlüsselmoment hatte ich, nachdem ich aus Frankfurt am Main nach Berlin gekommen bin und einen neuen Job gesucht habe. Mir war schlagartig klar, dass ich etwas Sinnvolles mit meiner Arbeit erreichen und nicht nur die Umsätze eines Unternehmens steigern möchte. Ich wollte als Assistentin etwas bewegen und nicht nur ein hübsches Statussymbol für einen Geschäftsführer sein. Und das habe ich 2015 bei der VS gefunden, als ich zur damaligen Fluchtwelle mit meiner Arbeit Menschen direkt helfen konnte.

Warum sind Sie Führungskraft geworden?

Zugegebenermaßen war es nie mein vorrangiges Ziel eine Führungskraft zu werden, aber die Volkssolidarität hat mein Potential erkannt und mir die Chance eingeräumt, mich zu beweisen. Ich bin rückblickend sehr dankbar dafür, dass man an mich und mein Können geglaubt hat, denn als Führungskraft kann ich Dinge bewegen und beeinflussen und das ist ein tolles und sinnstiftendes Gefühl.

Führen Frauen anders als Männer?

Ich glaube, dass der Führungsstil typabhängig ist und weniger vom Geschlecht. Es gibt sicherlich die knallharte Businessfrau als auch den empathischen Kumpelchef. Ich glaube aber, dass Frauen tatsächlich manchmal empathischer reagieren als Männer.

Wie hat sich die Position der Frauen bei der VS Berlin verändert?

Ich sehe viele starke Frauen in Führungspositionen bei der Volkssolidarität. Ich glaube, wir sollten eine Männerquote einführen.

 

Monika VuongMonika Vuong
Leiterin der Kontaktstelle PflegeEngagement Friedrichshain-Kreuzberg

Was bedeutet der Frauentag für Sie?

Da ich für Gleichberechtigung bin, würde ich den Tag eigentlich lieber abschaffen, habe aber das Gefühl, es geht gerade ein bisschen rückwärts. Deshalb ist der Frauentag nicht nur schöne Erinnerung an alte Zeiten, als zum 8. März in den Betrieben gefeiert wurde (mit den Männern). Leider ist er gesellschaftlich wieder wichtig für eine gute Zukunft geworden. Ich danke all den Frauen, die für uns gekämpft haben.

Was ist für Sie Gleichberechtigung im Job?

Gleichberechtigung im Job bedeutet für mich, dass ich inhaltlich arbeiten kann und dabei nicht über Geschlechter nachdenken muss. Glücklicherweise musste ich bei der VS Berlin in all den Jahren selten über solche Dinge nachdenken. Wahrscheinlich habe ich es deshalb so lange hier ausgehalten.

Beschreiben Sie kurz Ihren Werdegang. Was machen Sie heute? Können Sie einen Schlüsselmoment in Ihrer Arbeitsbiografie nennen, der Sie dahin gebracht hat, wo Sie jetzt sind?

Ich habe einen Abschluss als Gaststättenfacharbeiterin sowie zur Altenpflegerin mit Schwerpunkt Palliativcare. Bei der VS bin ich 1988 als Hauspflegerin eingestiegen.

Seit 2010 bin ich in der Kontaktstelle PflegeEngagement Friedrichshain-Kreuzberg der VS Berlin.

Es gibt keinen Schlüsselmoment. Grund für den Einstieg bei der VS waren die familienfreundlichen Bedingungen. Gehalten, haben mich die Stabilität und die Möglichkeit, frei und kreativ arbeiten zu dürfen, ohne dass ich ständig „überwacht“ werde. Außerdem macht es mich ein bisschen stolz, dass die VS eine von wenigen Unternehmen ist, die die Wende überlebt haben. Auch dank vieler Frauen.

Warum sind Sie Führungskraft geworden?

In meinem gesamten Berufsleben habe ich immer für andere geplant. Begonnen sofort nach der ersten Lehre. Ich sortiere, strukturiere und ordne gern. Anscheinend kann ich das. Ich habe keine Angst, Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen, Schwierigkeiten zu überwinden und Fehler auszubügeln.

Führen Frauen anders als Männer?

Ich glaube schon. Manchmal besser, manchmal schlechter. Es kommt auf die Persönlichkeit an.

Wie hat sich die Position der Frauen bei der VS Berlin verändert?

Ich weiß nicht. Auf jeden Fall sollten wir anstreben, dass wir darüber nicht mehr diskutieren müssen. Dann haben wir den Idealfall erreicht. Bei der VS ist man auf einem guten Weg.

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