Stille Straße 10 bleibt nicht still!

Am 29. Juni 2022 jährt sich die Besetzung der Begegnungsstätte Stille Straße 10 im Berliner Bezirk Pankow durch ihre Nutzerinnen und Nutzer zum zehnten Mal.
Bis heute haben sie von ihrem Mut und ihrer Standfestigkeit nichts verloren und zeigen, dass sie trotz ihres zum Teil hohen Alters noch immer einen langen Atem haben.
Der im Ergebnis der Ereignisse im Oktober 2012 gegründete Förderverein Stille Straße 10 e.V. hat in den vergangenen Jahren seine Angebote ausgebaut und etabliert. Der Verein ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband und in der Volkssolidarität. Er betreibt die Begegnungsstätte bei täglicher Öffnung ausschließlich ehrenamtlich, eigenverantwortlich und mit großem bürgerschaftlichem Engagement.

Seit 2012 gibt es auch eine Kooperationsvereinbarung mit der Volkssolidarität Berlin, die als Trägerin der Einrichtung jedes Jahr aufs Neue eine entsprechende Nutzungsvereinbarung mit dem Bezirksamt Pankow abschließen muss.Diese Vereinbarung befreit das Bezirksamt von allen Kosten für das kommunale Haus und die dort unterbreiteten Angebote.
Die Kosten zum Betrieb der Räume trug die Volkssolidarität im Umfang von ca. 28 T€ pro Jahr und demonstriert als Verband mit seinen gut 9.000 Mitglieder die  Unterstützung für selbstbestimmte sozial-kulturelle Arbeit.
Die Finanzierung öffentlicher Begegnungsstätten, egal in welcher Trägerschaft, ist nach dem Haushaltsgesetz des Landes Berlin eine freiwillige Leistung der Bezirke. Zuwendungen und Mittel der Altenhilfe sind nicht einklagbar und unterliegen der jährlichen Entscheidung zum Haushalt, die alle Bezirke unterschiedlich treffen.
Die Begegnungsstätte Stille Straße zeigt exemplarisch, wohin das führt.
Das Bezirksamt Pankow hat keine Mittel, das Gebäude zu sanieren und stellt keine Mittel für die Betriebskosten zur Verfügung.
Auch nach zehn Jahren gibt es noch immer keinen alternativen Ort und auch keine Perspektive.
Einen Vorschlag zur Lösung unterbreiten in dem Buch „Die unbeugsamen Alten der Stille Straße 10“, die Ehrenvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin e.V., Prof. Barbara John, in ihrem Geleitwort und der Bezirksbürgermeister von Pankow, Sören Benn, in seinem Ausblick.
Beide schlagen den Neubau eines Mehrgenerationenhauses am Standort vor.

Das Buch beschreibt sehr authentisch und ungeschönt die Hausbesetzung aus der Sicht der Besetzer*innen. Es wirkt wie ein Spiegelbild vom Umgang mit älteren Menschen in unserer Gesellschaft und reflektiert die Unfähigkeit von Politik, auf das neue Altersbild zu reagieren.

Die Besetzer*innen schreiben in dem Buch: „Wir sind zwar alt, aber nicht dumm, nicht unmündig und schon gar kein Kostenfaktor. Wir wissen genau, dass wir nicht aufgeben und unsere, ehemals durch eine Besetzung erkämpfte, Begegnungsstätte in der Stille Straße 10 weiter betreiben werden.
So oder so! Eine Entscheidung ist zwingend notwendig.“